Samstag, 10. November 2012

Campus oder Herrenhaus?

Seit ich wusste, dass ich in den USA studieren werde war für mich eine Sache klar: Ich werde auf dem Campus wohnen!
Zu wunderschön-verklärt das Bild von amerikanischen Filmen und Serien - und meiner persönlichen Überzeugung, dass die besten Dinge in den Medien ja bestimmt gar nicht erst gezeigt werden dürften. Ein feuchter Traum voller Rausch und ausschweifender Parties. Und dann wird man auch noch von der Mensa bekocht!
Nun ja, in einigen Wochen werde ich mich bereits in den USA aufhalten und so rückt die Frage nach meinem Schlafplatz immer näher. Und wie es so oft ist, scheint es anders zu kommen als geplant: Der Campus wird wohl nicht mein Zuhause...
Neben der selbstverständlich vorhandenen Möglichkeit, mir vor Ort unabhängig eine Wohnung zu suchen werden von der Uni vor allem zwei Angebote zur Verfügung gestellt: Ein Bereich des Campus, der sehr edel und neu aussieht und ein - nach wörtlicher Übersetzung - Herrenhaus, in dem ausschließlich International Students leben.
Nun komme ich ja eigentlich nicht vor allem deswegen in die USA um andere Austauschstudenten kennen zu lernen, sondern Amerikaner und deren Kultur (Haha, Amerikaner und Kultur... kommt schon Leute, werdet erwachsen!). Geschlechter-gemischte Stockwerke auf dem Campus rufen zusätzlich obiges Bild wieder in mein Gedächtnis.
Doch irgendwie wird eine lange unterdrückte Region meines Gehirns immer lauter, die den Totalitätsanspruch des Campus in Zweifel zieht. Mit bis zu 15 (mutmaßlich) gleichaltrigen in einem Haus zu wohnen hört sich auch durchaus verlockend an. Dazu hilft ein totales Alkoholverbot auf dem Campus auch nicht unbedingt, mein Bild der hedonistischen Partymeile namens College-Dorm zu erhalten. Zwar ist mir bewusst, dass die Studenten wohl trotzdem trinken (und wer die USA besser kennt, weiß, dass sie nicht nur trinken) und außerdem bleibe ich von orgiastischen Szenen hinter verschlossenen Türen überzeugt. Aber alles in allem wächst die Angst vor acht Monaten mit dem Beigeschmack eines Schullandheims. Zumal das Alkoholverbot unter Garantie nicht die einzige Regel wäre und es gut sein könnte, dass ich einer der wenigen Undergraduates wäre, die überhaupt schon legal trinken dürften.
Im Manor (die Originalversion von "Herrenhaus") dagegen ist Alkohol gestattet, nur explizit so genannte "abusive alcohol intoxination" untersagt. Das wiederum klingt, als müsse man sich diverse Körperöffnungen auf einmal mit Alkohol füllen, um seinen Charakter zu erfüllen. Aber nicht, dass amerikanische Studenten darauf noch nicht gekommen wären...

Nun ja, bevor ich meine Gedankengänge noch ausschweifender ausführe lässt sich sagen, dass mir bald bewusst wurde, dass (entgegen meiner ersten Annahme) im Preis auf dem Campus kein Essen enthalten war. Das machte das Herrenhaus schlagartig um mehrere tausend Dollar (!!!) günstiger. Das ließ verständlicherweise auch seine Vorzüge noch klarer in meinem Kopf erscheinen.
Zwar gibt es auch bei der Mansion einige Nachteile; so ist noch nicht klar wie rigide die "quiet time" ab 10 umgesetzt wird, wenn ausschließlich Studenten in dem Haus leben. Zudem muss man zumindest mehr als 10 Gäste beim Vermieter anmelden, die theoretisch auch zur quiet time nicht mehr da sein sollten - was den tatsächlich vorhandenen Partyraum etwas von seinem Sinn befreien würde. Und weit weg von den beliebten Studentenkneipen ist es auch noch.
Doch während all diese negativen Faktoren noch einmal durch meinen Kopf zischen, während sie in die Hirnregion abgeschoben werden, in der sich auch die Kritik an meinem Lieblingsfußballverein befindet, wird mir eins klar: Für das gesparte Geld kann ich mir viele Taxis von Parties nach Hause leisten.

So kommt es also unerwartet: Der Campus ist tot - es lebe das Herrenhaus!

Freitag, 9. November 2012

Der Swing-State Ohio

Der Eintrag kommt zwar ein paar Tage zu spät - aber letztlich bin ich doch froh, dass ich erst NACH der Wahl in Cincinnati weilen werde. Warum? Das erklärt Jon Stewart hier sehr eindrucksvoll:

http://www.thedailyshow.com/watch/thu-november-1-2012/swing-state-hell