Sonntag, 2. September 2012

Passierschein A38

Als kleiner Junge hatte ich eine Passion für Asterix-Filme. Na ja, um ehrlich zu sein hat sie nie aufgehört. Einer aus der Reihe hat mir immer besonders gut gefallen: Asterix erobert Rom. Obelix und seiner kleiner bärtiger Freund müssen zwölf Aufgaben erledigen um den Römern zu beweisen, dass sie unbesiegbare Götter sind. Dass diese Aufgaben letztlich zum größten Teil nur durch Doping (Dr. Fuentes ist ein Nichts im Vergleich zu Miraculix!) gelöst wurden spielte in der Antike wohl noch keine große Rolle.
Im Film geht es neben der Bekämpfung römischer Geisterlegionen, dem Balancieren auf einem unsichtbaren Seil und der Beantwortung schwieriger Fragen von ergrauten Eremiten auch um die Bewältigung eines Hauses, das Verrückte macht.
Letztere Episode darf ich gerade live erleben.
Während sich Asterix und Obelix in diesem Haus den Passierschein A38 ergattern müssen, heißen die Formulare bei mir anders: DS-2019 und J-1 beispielsweise. Oder F-1 und H-2B. Das Verfahren aber ist dasselbe.
Man hat ja öfter gehört, dass sich eine Einreise in die USA als bürokratisches Monster erweisen kann. Und sicherlich gibt es Staaten, in denen alles noch viel schlimmer ist. Aber für mich, aufgewachsen im grenzfreien Schengenraum, ist das alles ein Buch mit sieben Siegeln. Oder eine Hydra. Ja, eine Hydra - das passt besser. Hat man ein Rätsel gelöst, so folgen bald zwei neue. Oder es verändert sich einfach die komplette Ausgangslage.
Grundsituation: Ich will in den USA studieren. Und nach dem Semester will ich ein Praktikum machen.
Die amerikanischen Visakategorien sind in Buchstaben von B bis R unterteilt (und dabei sind nur sehr wenige Buchstaben zwischendurch ausgelassen). Und weil das natürlich nicht reichen kann, kommen neben buchstabenfreien Visa auch noch hinter jeden Buchstaben verschiedene Zahlenkombinationen.
Nun habe ich zunächst gedacht ich bräuchte ein Studentenvisum, das wäre F-1. Und für das Praktikum dann ein Visum für befristete Arbeit außerhalb der Landwirtschaft - nach meinen Recherchen trägt das den schönen Namen H-2B.
Während ich schon angefangen hatte meinen Lebenslauf für diverse Bewerbungen für Praktika zu übersetzen und komplett umzustellen (amerikanische Lebensläufe sind sehr anders), stieß ich darauf, dass Praktika als Teil der Ausbildung zählen. Arbeitsvisum ist also falsch. Genau wie das Studentenvisum im Übrigen: ich brauche ein Austauschvisum. Schließlich kommen ja für mich auch Amerikaner nach Deutschland. Das nennt sich dann J-1.
Die amerikanische Uni stellt Formulare zusammen, mit denen ich dann in einem persönlichen Gespräch dieses Visum beantragen kann - darunter auch das DS-2019, welches direkt auf Homeland Security zurückgeht. Mit diesem J-1 Visum, das mir die Uni quasi "sponsort", kann ich mich auch auf Praktikumsstellen bewerben. Während ich aber beim Schreiben meines Lebenslaufs gedacht habe ich dürfte mich bei jeder Firma im Land und in jeder Stadt bewerben, stellt sich nun die Frage, ob ich nur noch in dem Berufsbereich arbeiten darf, in dem die Uni ausbildet. Dort liegt der Schwerpunkt aber ganz anders als hier. Außerdem haben die meisten bisher anscheinend ein Teilzeit-Praktikum im zweiten Semester gemacht, während sie parallel noch in die Uni gegangen sind. Vollzeit wollte ich aber eigentlich schon. Aber geht das? Bezahlt auf jeden Fall nicht, das hat mir die Uni schon klar gemacht. Sonst bräuchte ich ja wieder ein anderes Visum...
Lange Rede (es wäre noch viel länger gegangen!), kurzer Sinn: Es ist alles sehr verwirrend. Immerhin ist ein Punkt inzwischen endlich klar. Ich bleibe zwei "Semester" (die zwar Semester heißen, aber eigentlich eher Trimester sind) und dementsprechend von Anfang Januar bis Mitte August. Dazu noch ein paar Tage/ Wochen durch die USA reisen hinterher. Irgendwann im September komme ich dann zurück. Dadurch, dass ich der erste unserer Uni bin, der diesen Austausch macht, nachdem die University of Cincinnati auf das Semester-System umgestellt hat, war mir sogar das lange unklar gewesen.
Ein kleiner Sieg in dem Dschungel, der sich Auslandssemestervorbereitung (schönes Wort!) nennt. Irgendwann klärt sich der Rest auch, bis dahin brauche ich Zerstreuung. Ich könnte mir mal wieder einen Asterix-Film ansehen. Ich habe sie alle auf DVD in meinem Regal stehen.



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