Zwar werde ich erst in einigen Tagen (wenn auch nur noch sehr wenigen) direkt vor Ort sein, doch Spiegel Online berichtet über Studenten meiner Uni. Da hab ich mir gedacht, das muss hier rein! Dazu ist die Geschichte so facettenreich-amerikanisch, das sie allein dadurch schon fast in diesen Blog gehört.
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/studentin-in-usa-haelt-eltern-per-gerichtsurteil-auf-abstand-a-875103.html
Samstag, 29. Dezember 2012
Montag, 10. Dezember 2012
Das Amerikanische Konsulat
Jede gute Geschichte
braucht ein Ende. Zwar habe ich länger überlegt, ob ich einen dritten Beitrag
über meinen Weg zum Visum veröffentlichen soll – aber sonst wären die ersten
beiden ja irgendwie unvollendet.
Kopfkino ist eine sehr
unterhaltsame Sache. Meist schwer zu kontrollieren, aber leicht vorherzusehen.
Wenn man über Stunden und Tage diverse Formulare ausfüllt und E-Mails schreibt
und Infoblätter liest, dann malt man sich automatisch den Tag aus, auf den alles
zuläuft. Den Tag, an dem man den Termin im amerikanischen Konsulat hat.
Und trotz aller Berichte,
dort sei alles gar nicht so schlimm wie erwartet; trotz aller Zusicherungen,
dort gehe alles problemlos von statten und man müsse sich keinerlei Gedanken
machen: Das Kopfkino spielt im CIA-Hauptquartier. Man wird ausgequetscht über
Herkunft und über jede kleinste Unklarheit in den Dutzenden an Formularen, die
man übergeben hat. Das alles von einem ehemaligen Army-Offizier, voller
Autorität und Aggression. Auf Herz und Nieren wird man geprüft – und mit einem
gleich die gesamte Ahnenreihe.
Doch bevor ich meiner
Phantasie besseres beweisen konnte, musste ich mich erstmal auf den Termin
vorbereiten. Einiges habe ich nachzuweisen – wie mir die amerikanische Botschaft
mitteilte. So beispielsweise einen festen Wohnsitz, ausreichende finanzielle
Ressourcen und meinen Studienplatz. Für letzteren wird ein Brief von der Uni
empfohlen, sowie ein Nachweis bisheriger Noten. Dazu darf ich das Gebäude nur
mit Termin betreten, werde ähnlich kontrolliert wie am Flughafen und das
Mitbringen großer Taschen sowie sämtlicher elektronischer Geräte ist nicht
gestattet. Im Übrigen mit dem Hinweis, dass es auch keine Möglichkeit gibt
seine verbotenen Habseligkeiten einzuschließen – soll heißen: Wer aus Versehen
sein Handy einsteckt hat es wohl für lange Zeit das letzte Mal gesehen.
Nachdem ich in den zwei
Wochen bis zu dem Termin alles zusammengesucht und alle anderen bisher
ausgefüllten und/ oder benötigten Dokumente in eine Mappe gepackt hatte konnte
es also losgehen. Auf ging es zum Termin. Gleich würde sich zeigen, wer
richtiger lag: Meine Fantasie oder die Beteuerungen es sei alles sehr harmlos.
Ich persönlich hatte
mein Gespräch im Generalkonsulat in München. Es war kalt, windig und es hat
geschneit. Vor dem Konsulat standen einige Leute. Schnell hab ich direkt vor
Ihnen ein Schild gesehen, dass darum bat, vor ihm zu warten. Wohlgemerkt – das
war alles VOR dem Konsulat.
Nach Schnee und Sturm
ohne Kopfbedeckung durfte ich dann irgendwann die Sicherheitskontrolle
passieren und das Konsulat betreten. Ich checkte ein, gab meine Dokumente einer
Dame die sie ordnete und wurde damit zu einem Schalter geschickt. An diesem
brüllte gerade ein Mann mittleren Alters in ständigem Wechsel zwischen Deutsch
und Englisch eine Person an, wie sie es denn wagen könne „damit hier
anzutanzen“. Also doch das CIA-Verhör. Vielleicht hatten sich alle bisherigen
Antragssteller verpflichten müssen, die Geschehnisse herunter zu spielen, damit
es neue Interessenten unvorbereitet traf?
Doch nachdem ich alles
abgegeben und meine Fingerabdrücke eingescannt hatte musste ich zwar immer mal
wieder zu einem Schalter, doch angeschrien wurde ich nicht. Auch nicht
ausgequetscht. Eigentlich wurde ich nichts gefragt, außer ob ich denn hier oder
in den USA meine Bachelor-Arbeit schreiben würde. Und mir wurde zu meinem Pulli
gratuliert, der einem Mitarbeiter des Konsulats zu gefallen schien. Dann: „Ok. Your Visa is approved.
Have a great day.“
Keinen einzigen
Nachweis musste ich erbringen, es wurden keine Fragen über meine Ahnen gestellt
und wenn man die Wartezeit außen vor lässt hat das Ganze vielleicht zehn
Minuten gedauert. Das Visum sei dann in circa einer Woche in meinem
Briefkasten. Sogar das lief besser als erwartet: Zwei Tage später war es da.
Mein Kopfkino wurde
belehrt, dass es falsch lag. Doch wie es nunmal ist in Hollywood: Die Realität
interessiert nur selten und ist bestenfalls Beiwerk. Mein Kopfkino wird schon
bald wieder mit dem nächsten Blockbuster um die Ecke kommen.
Sonntag, 9. Dezember 2012
Passierschein A-38-II
Vor wenigen Monaten hatte ich mich bereits über die
unglaubliche Bürokratie ausgelassen, der ich ausgesetzt war. Ich hatte keine
Ahnung wovon ich sprach. Ich verwöhntes Schengen-Kind…
Seit dem letzten Mal habe ich noch viele neue und
tolle Buchstaben-Kombinationen kennen gelernt. So zum Beispiel DS-160, I-94 und
SEVIS 901. Dazu kommen noch farbenreich benannte (und ordentlich hohe) zu zahlende Gebühren.
Das nicht tatsächlich irgendetwas dabei war, was sich A-38 nannte ist ein
statistisches Wunder – schließlich ist die Anzahl der möglichen
Buchstaben- und Zahlenkombinationen begrenzt.
Doch von vorne: Nach langem Warten war mein
DS-2019 in der Post – frisch aus den USA zu mir geschickt. Das ist die
Grundlage, auf der das gesamte Visum aufbaut. Nun, so dachte ich, konnte ich
einen Termin im Generalkonsulat ausmachen und das Visum in greifbare Nähe
rücken lassen.
Doch als ich mich bei dem Online-System
registriert, meine PIN beantragt (und dafür gezahlt) und mich eingeloggt hatte
kamen erst einmal weitere Informationen:
Ich solle eine bestimmte Gebühr vor dem Termin gezahlt haben. Dazu komme noch eine andere Gebühr, die ich einer Allianz-Zweigstelle
in Berlin namens Roskos & Meier überweisen müsse. Diese sollten mir dann
nach ca 3 Werktagen eine Mail mit der Zahlungsbestätigung zukommen lassen.
Selbstverständlich liegen alle Gebühren im dreistelligen Dollar-Bereich.
Auch wenn mich die Allianz-Zweigstelle mit
staatstragender Funktion für die USA ein wenig verwirrt hatte, sosah ich hier
kein großes Problem. Schließlich konnte ich ja Geld schnell überweisen und
würde den Termin wohl kaum übermorgen bereits zugewiesen bekommen.
Als nächstes jedoch sollte ich meine DS-160 Nummer
angeben. Die stehe direkt unter dem Strichcode. Nachdem ich alle meine
Formulare durch gegangen war, war eins offensichtlich: Ein DS-160 war nicht
dabei.
Als ich dann irgendwann einmal die Information
zusammen hatte um dieses Formular überhaupt zu finden, bezahlte ich die
Gebühren, die dafür nötig waren und wollte anfangen das Formular online
auszufüllen. Parallel überwies ich auch noch gleich die Visaantragsgebühr an
Roskos& Meier. Damit es sich auch lohnt.
Sehr schnell jedoch stellte sich heraus, dass ich
für dieses Formular ein Foto bräuchte. Die Anfordrungen hierfür nahmen
allein drei Seiten in Aspruch. Unter anderem das vollkommen gängige Fotoformat
5cm x 5cm. Also erstmal zum Fotografen und zur Abwechslung mal Geld ausgegeben. Immerhin wusste der Fotograf genau was zu tun ist.
Also das Foto hochgeladen und mit großer Befriedigung
die Nummer der Zahlungsbestätigung eingetragen (ein Schritt weiter!) und
weitere Fragen beantwortet. Über eine Stunde lang. Bis ich dann schließlich
eine Adresse in den USA angeben sollte. Ich war mir weder sicher ob ich das
Manor beziehe oder doch eine WG noch ob ich hier überhaupt meine Wohnadresse
angeben sollte – schließlich erfahren diese manche Teilnehmer eines Austauschprogramms
erst wenige Tage vor Abflug. Also an die Person geschrieben, die seitens
Cincinnati zuständig ist und auf Antwort gewartet: Die Adresse der Uni oder des
Programmpartners sollte hier eingefügt werden. Die schickte er mir
großzügigerweise gleich mit.
Das Gefühl gegen eine bürokratische Hydra zu
kämpfen kehrte so langsam ein. Enervierend-zuverlässig schlug man einer Herausforderung
den Kopf ab, tauchte sofort die nächste auf:
Man hatte die Gebühr bezahlt – aber keine Ahnung
welche Adresse anzugeben ist. Man will mit dem Formular, auf das man Monate
gewartet hat einen Termin in der Botschaft ausmachen – nur um festzustellen,
dass ein anderes, gigantisches Formular dafür auch noch notwendig ist. Und für
das braucht man noch weit mehr Informationen als für das, das gerade angekommen
ist. Und so weiter, und so weiter…
Das Formular zog sich und zog sich. Fragen waren
seltsam gestellt oder schwer beantwortbar, oft musste ich googlen, was denn
überhaupt von mir verlangt ist. Dann, gegen Ende, nach fast einer Woche hin und
her mit diesem Formular kam, von amerikanischer Seite netterweise der Versuch
mich aufzuheitern. Über 4 Seiten werden hier geschätzte 100 Fragen gestellt,
für die eine charakteristisch ist (und schon fast Legendenstatus erreicht hat):
„Haben Sie vor einen terroristischen Anschlag in den USA zu verüben?“. Dieses
Grundvertrauen in die Ehrlichkeit von potentiellen Attentätern ist einfach
rührend. Oder auch unterhaltend.
Nun ja, nachdem ich alle meine Antworten in den 12
Rubriken zweimal durchgegangen war schickte ich den Antrag ab und ich durfte
etwas ausdrucken, auf dem sich zum einen mein Foto befand – und zum Anderen ein
Strichcode mit einer Nummer. Nach über einer Woche, 400 Dollar und viel Stress
später konnte ich mich endlich wieder mit der bezahlten PIN bei der amerikanischen Botschaft
einloggen. Zwei Wochen später
hatte ich meinen Termin.
Uff.
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