Montag, 10. Dezember 2012

Das Amerikanische Konsulat


Jede gute Geschichte braucht ein Ende. Zwar habe ich länger überlegt, ob ich einen dritten Beitrag über meinen Weg zum Visum veröffentlichen soll – aber sonst wären die ersten beiden ja irgendwie unvollendet.

Kopfkino ist eine sehr unterhaltsame Sache. Meist schwer zu kontrollieren, aber leicht vorherzusehen. Wenn man über Stunden und Tage diverse Formulare ausfüllt und E-Mails schreibt und Infoblätter liest, dann malt man sich automatisch den Tag aus, auf den alles zuläuft. Den Tag, an dem man den Termin im amerikanischen Konsulat hat.
Und trotz aller Berichte, dort sei alles gar nicht so schlimm wie erwartet; trotz aller Zusicherungen, dort gehe alles problemlos von statten und man müsse sich keinerlei Gedanken machen: Das Kopfkino spielt im CIA-Hauptquartier. Man wird ausgequetscht über Herkunft und über jede kleinste Unklarheit in den Dutzenden an Formularen, die man übergeben hat. Das alles von einem ehemaligen Army-Offizier, voller Autorität und Aggression. Auf Herz und Nieren wird man geprüft – und mit einem gleich die gesamte Ahnenreihe.
Doch bevor ich meiner Phantasie besseres beweisen konnte, musste ich mich erstmal auf den Termin vorbereiten. Einiges habe ich nachzuweisen – wie mir die amerikanische Botschaft mitteilte. So beispielsweise einen festen Wohnsitz, ausreichende finanzielle Ressourcen und meinen Studienplatz. Für letzteren wird ein Brief von der Uni empfohlen, sowie ein Nachweis bisheriger Noten. Dazu darf ich das Gebäude nur mit Termin betreten, werde ähnlich kontrolliert wie am Flughafen und das Mitbringen großer Taschen sowie sämtlicher elektronischer Geräte ist nicht gestattet. Im Übrigen mit dem Hinweis, dass es auch keine Möglichkeit gibt seine verbotenen Habseligkeiten einzuschließen – soll heißen: Wer aus Versehen sein Handy einsteckt hat es wohl für lange Zeit das letzte Mal gesehen.
Nachdem ich in den zwei Wochen bis zu dem Termin alles zusammengesucht und alle anderen bisher ausgefüllten und/ oder benötigten Dokumente in eine Mappe gepackt hatte konnte es also losgehen. Auf ging es zum Termin. Gleich würde sich zeigen, wer richtiger lag: Meine Fantasie oder die Beteuerungen es sei alles sehr harmlos.
Ich persönlich hatte mein Gespräch im Generalkonsulat in München. Es war kalt, windig und es hat geschneit. Vor dem Konsulat standen einige Leute. Schnell hab ich direkt vor Ihnen ein Schild gesehen, dass darum bat, vor ihm zu warten. Wohlgemerkt – das war alles VOR dem Konsulat.
Nach Schnee und Sturm ohne Kopfbedeckung durfte ich dann irgendwann die Sicherheitskontrolle passieren und das Konsulat betreten. Ich checkte ein, gab meine Dokumente einer Dame die sie ordnete und wurde damit zu einem Schalter geschickt. An diesem brüllte gerade ein Mann mittleren Alters in ständigem Wechsel zwischen Deutsch und Englisch eine Person an, wie sie es denn wagen könne „damit hier anzutanzen“. Also doch das CIA-Verhör. Vielleicht hatten sich alle bisherigen Antragssteller verpflichten müssen, die Geschehnisse herunter zu spielen, damit es neue Interessenten unvorbereitet traf?
Doch nachdem ich alles abgegeben und meine Fingerabdrücke eingescannt hatte musste ich zwar immer mal wieder zu einem Schalter, doch angeschrien wurde ich nicht. Auch nicht ausgequetscht. Eigentlich wurde ich nichts gefragt, außer ob ich denn hier oder in den USA meine Bachelor-Arbeit schreiben würde. Und mir wurde zu meinem Pulli gratuliert, der einem Mitarbeiter des Konsulats zu gefallen schien. Dann: „Ok. Your Visa is approved. Have a great day.“
Keinen einzigen Nachweis musste ich erbringen, es wurden keine Fragen über meine Ahnen gestellt und wenn man die Wartezeit außen vor lässt hat das Ganze vielleicht zehn Minuten gedauert. Das Visum sei dann in circa einer Woche in meinem Briefkasten. Sogar das lief besser als erwartet: Zwei Tage später war es da.
Mein Kopfkino wurde belehrt, dass es falsch lag. Doch wie es nunmal ist in Hollywood: Die Realität interessiert nur selten und ist bestenfalls Beiwerk. Mein Kopfkino wird schon bald wieder mit dem nächsten Blockbuster um die Ecke kommen.

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