Sonntag, 9. Dezember 2012

Passierschein A-38-II

Vor wenigen Monaten hatte ich mich bereits über die unglaubliche Bürokratie ausgelassen, der ich ausgesetzt war. Ich hatte keine Ahnung wovon ich sprach. Ich verwöhntes Schengen-Kind…
Seit dem letzten Mal habe ich noch viele neue und tolle Buchstaben-Kombinationen kennen gelernt. So zum Beispiel DS-160, I-94 und SEVIS 901. Dazu kommen noch farbenreich benannte (und ordentlich hohe) zu zahlende Gebühren. Das nicht tatsächlich irgendetwas dabei war, was sich A-38 nannte ist ein statistisches Wunder – schließlich ist die Anzahl der möglichen Buchstaben- und Zahlenkombinationen begrenzt.
Doch von vorne: Nach langem Warten war mein DS-2019 in der Post – frisch aus den USA zu mir geschickt. Das ist die Grundlage, auf der das gesamte Visum aufbaut. Nun, so dachte ich, konnte ich einen Termin im Generalkonsulat ausmachen und das Visum in greifbare Nähe rücken lassen.
Doch als ich mich bei dem Online-System registriert, meine PIN beantragt (und dafür gezahlt) und mich eingeloggt hatte kamen erst einmal weitere Informationen:
Ich solle eine bestimmte Gebühr vor dem Termin gezahlt haben. Dazu komme noch eine andere Gebühr, die ich einer Allianz-Zweigstelle in Berlin namens Roskos & Meier überweisen müsse. Diese sollten mir dann nach ca 3 Werktagen eine Mail mit der Zahlungsbestätigung zukommen lassen. Selbstverständlich liegen alle Gebühren im dreistelligen Dollar-Bereich.
Auch wenn mich die Allianz-Zweigstelle mit staatstragender Funktion für die USA ein wenig verwirrt hatte, sosah ich hier kein großes Problem. Schließlich konnte ich ja Geld schnell überweisen und würde den Termin wohl kaum übermorgen bereits zugewiesen bekommen.
Als nächstes jedoch sollte ich meine DS-160 Nummer angeben. Die stehe direkt unter dem Strichcode. Nachdem ich alle meine Formulare durch gegangen war, war eins offensichtlich: Ein DS-160 war nicht dabei.
Als ich dann irgendwann einmal die Information zusammen hatte um dieses Formular überhaupt zu finden, bezahlte ich die Gebühren, die dafür nötig waren und wollte anfangen das Formular online auszufüllen. Parallel überwies ich auch noch gleich die Visaantragsgebühr an Roskos& Meier. Damit es sich auch lohnt.
Sehr schnell jedoch stellte sich heraus, dass ich für dieses Formular ein Foto bräuchte. Die Anfordrungen hierfür nahmen allein drei Seiten in Aspruch. Unter anderem das vollkommen gängige Fotoformat 5cm x 5cm. Also erstmal zum Fotografen und zur Abwechslung mal Geld ausgegeben. Immerhin wusste der Fotograf genau was zu tun ist.
Also das Foto hochgeladen und mit großer Befriedigung die Nummer der Zahlungsbestätigung eingetragen (ein Schritt weiter!) und weitere Fragen beantwortet. Über eine Stunde lang. Bis ich dann schließlich eine Adresse in den USA angeben sollte. Ich war mir weder sicher ob ich das Manor beziehe oder doch eine WG noch ob ich hier überhaupt meine Wohnadresse angeben sollte – schließlich erfahren diese manche Teilnehmer eines Austauschprogramms erst wenige Tage vor Abflug. Also an die Person geschrieben, die seitens Cincinnati zuständig ist und auf Antwort gewartet: Die Adresse der Uni oder des Programmpartners sollte hier eingefügt werden. Die schickte er mir großzügigerweise gleich mit.
Das Gefühl gegen eine bürokratische Hydra zu kämpfen kehrte so langsam ein. Enervierend-zuverlässig schlug man einer Herausforderung den Kopf ab, tauchte sofort die nächste auf:
Man hatte die Gebühr bezahlt – aber keine Ahnung welche Adresse anzugeben ist. Man will mit dem Formular, auf das man Monate gewartet hat einen Termin in der Botschaft ausmachen – nur um festzustellen, dass ein anderes, gigantisches Formular dafür auch noch notwendig ist. Und für das braucht man noch weit mehr Informationen als für das, das gerade angekommen ist. Und so weiter, und so weiter…
Das Formular zog sich und zog sich. Fragen waren seltsam gestellt oder schwer beantwortbar, oft musste ich googlen, was denn überhaupt von mir verlangt ist. Dann, gegen Ende, nach fast einer Woche hin und her mit diesem Formular kam, von amerikanischer Seite netterweise der Versuch mich aufzuheitern. Über 4 Seiten werden hier geschätzte 100 Fragen gestellt, für die eine charakteristisch ist (und schon fast Legendenstatus erreicht hat): „Haben Sie vor einen terroristischen Anschlag in den USA zu verüben?“. Dieses Grundvertrauen in die Ehrlichkeit von potentiellen Attentätern ist einfach rührend. Oder auch unterhaltend.
Nun ja, nachdem ich alle meine Antworten in den 12 Rubriken zweimal durchgegangen war schickte ich den Antrag ab und ich durfte etwas ausdrucken, auf dem sich zum einen mein Foto befand – und zum Anderen ein Strichcode mit einer Nummer. Nach über einer Woche, 400 Dollar und viel Stress später konnte ich mich endlich wieder mit der bezahlten PIN bei der amerikanischen Botschaft einloggen. Zwei Wochen später hatte ich meinen Termin.
Uff.

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