Vor wenigen Monaten hatte ich mich bereits über die
unglaubliche Bürokratie ausgelassen, der ich ausgesetzt war. Ich hatte keine
Ahnung wovon ich sprach. Ich verwöhntes Schengen-Kind…
Seit dem letzten Mal habe ich noch viele neue und
tolle Buchstaben-Kombinationen kennen gelernt. So zum Beispiel DS-160, I-94 und
SEVIS 901. Dazu kommen noch farbenreich benannte (und ordentlich hohe) zu zahlende Gebühren.
Das nicht tatsächlich irgendetwas dabei war, was sich A-38 nannte ist ein
statistisches Wunder – schließlich ist die Anzahl der möglichen
Buchstaben- und Zahlenkombinationen begrenzt.
Doch von vorne: Nach langem Warten war mein
DS-2019 in der Post – frisch aus den USA zu mir geschickt. Das ist die
Grundlage, auf der das gesamte Visum aufbaut. Nun, so dachte ich, konnte ich
einen Termin im Generalkonsulat ausmachen und das Visum in greifbare Nähe
rücken lassen.
Doch als ich mich bei dem Online-System
registriert, meine PIN beantragt (und dafür gezahlt) und mich eingeloggt hatte
kamen erst einmal weitere Informationen:
Ich solle eine bestimmte Gebühr vor dem Termin gezahlt haben. Dazu komme noch eine andere Gebühr, die ich einer Allianz-Zweigstelle
in Berlin namens Roskos & Meier überweisen müsse. Diese sollten mir dann
nach ca 3 Werktagen eine Mail mit der Zahlungsbestätigung zukommen lassen.
Selbstverständlich liegen alle Gebühren im dreistelligen Dollar-Bereich.
Auch wenn mich die Allianz-Zweigstelle mit
staatstragender Funktion für die USA ein wenig verwirrt hatte, sosah ich hier
kein großes Problem. Schließlich konnte ich ja Geld schnell überweisen und
würde den Termin wohl kaum übermorgen bereits zugewiesen bekommen.
Als nächstes jedoch sollte ich meine DS-160 Nummer
angeben. Die stehe direkt unter dem Strichcode. Nachdem ich alle meine
Formulare durch gegangen war, war eins offensichtlich: Ein DS-160 war nicht
dabei.
Als ich dann irgendwann einmal die Information
zusammen hatte um dieses Formular überhaupt zu finden, bezahlte ich die
Gebühren, die dafür nötig waren und wollte anfangen das Formular online
auszufüllen. Parallel überwies ich auch noch gleich die Visaantragsgebühr an
Roskos& Meier. Damit es sich auch lohnt.
Sehr schnell jedoch stellte sich heraus, dass ich
für dieses Formular ein Foto bräuchte. Die Anfordrungen hierfür nahmen
allein drei Seiten in Aspruch. Unter anderem das vollkommen gängige Fotoformat
5cm x 5cm. Also erstmal zum Fotografen und zur Abwechslung mal Geld ausgegeben. Immerhin wusste der Fotograf genau was zu tun ist.
Also das Foto hochgeladen und mit großer Befriedigung
die Nummer der Zahlungsbestätigung eingetragen (ein Schritt weiter!) und
weitere Fragen beantwortet. Über eine Stunde lang. Bis ich dann schließlich
eine Adresse in den USA angeben sollte. Ich war mir weder sicher ob ich das
Manor beziehe oder doch eine WG noch ob ich hier überhaupt meine Wohnadresse
angeben sollte – schließlich erfahren diese manche Teilnehmer eines Austauschprogramms
erst wenige Tage vor Abflug. Also an die Person geschrieben, die seitens
Cincinnati zuständig ist und auf Antwort gewartet: Die Adresse der Uni oder des
Programmpartners sollte hier eingefügt werden. Die schickte er mir
großzügigerweise gleich mit.
Das Gefühl gegen eine bürokratische Hydra zu
kämpfen kehrte so langsam ein. Enervierend-zuverlässig schlug man einer Herausforderung
den Kopf ab, tauchte sofort die nächste auf:
Man hatte die Gebühr bezahlt – aber keine Ahnung
welche Adresse anzugeben ist. Man will mit dem Formular, auf das man Monate
gewartet hat einen Termin in der Botschaft ausmachen – nur um festzustellen,
dass ein anderes, gigantisches Formular dafür auch noch notwendig ist. Und für
das braucht man noch weit mehr Informationen als für das, das gerade angekommen
ist. Und so weiter, und so weiter…
Das Formular zog sich und zog sich. Fragen waren
seltsam gestellt oder schwer beantwortbar, oft musste ich googlen, was denn
überhaupt von mir verlangt ist. Dann, gegen Ende, nach fast einer Woche hin und
her mit diesem Formular kam, von amerikanischer Seite netterweise der Versuch
mich aufzuheitern. Über 4 Seiten werden hier geschätzte 100 Fragen gestellt,
für die eine charakteristisch ist (und schon fast Legendenstatus erreicht hat):
„Haben Sie vor einen terroristischen Anschlag in den USA zu verüben?“. Dieses
Grundvertrauen in die Ehrlichkeit von potentiellen Attentätern ist einfach
rührend. Oder auch unterhaltend.
Nun ja, nachdem ich alle meine Antworten in den 12
Rubriken zweimal durchgegangen war schickte ich den Antrag ab und ich durfte
etwas ausdrucken, auf dem sich zum einen mein Foto befand – und zum Anderen ein
Strichcode mit einer Nummer. Nach über einer Woche, 400 Dollar und viel Stress
später konnte ich mich endlich wieder mit der bezahlten PIN bei der amerikanischen Botschaft
einloggen. Zwei Wochen später
hatte ich meinen Termin.
Uff.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen